Heute möchten wir Ihnen ein bisschen Hintergrund-Informationen über unsere geliebte Tracht näherbringen.
Allgemein unterscheidet man die Tracht in 2 unterschiedliche Arten:
Einerseits gibt es die Gebirgstälertracht (oft auch als oberbayerische Tracht bezeichnet), welche aus der Arbeitstracht der Bauern gewachsen ist und im Laufe der Zeit an die Umgebung angepasst wurde. Auch wurde sie durch Besitzverhältnisse und Herstellungsmöglichkeiten immer weiterentwickelt.
Sie durfte ursprünglich nur aus selbsterzeugten Stoffen hergestellt werden. Durch den im Allgäu verbreiteten Flachsanbau und die Schafzucht bestand das „Häs“ deswegen aus Leinen und Schafwolle.
Zum Anderen gibt es die erneuerte schwäbische Tracht. Die städtisch-höfische Tracht war zunächst nur der besser betuchten Bevölkerung vorbehalten und somit in der armen Region des Allgäus eher selten. Vermutlich kam die Tracht von Handelsherren entlang der Salz- und Handelsstraßen. Wer es sich leisten konnte, trug diese Art als „Sonntagshäs“
Beide Trachten gehen aber zurück auf die damalige Kleiderordnung.
Auf den ältesten Abbildungen von 1680 sind die Vorläufer der Allgäuer Tracht in Form von grauer Jacke, schwarzer Bundhose, weiß-grauen Strümpfen, schwarzen Schuhen und grünen Hosenträgern zu sehen. Die typische Lederhose kam zwar schon 1650 langsam aus Tirol zu uns, allerdings war sie noch den reicheren Bürgern vorbehalten und wurde oft nur als Festtracht getragen. Als Arbeitshose der Tiroler Holzarbeiter war sie aufgrund ihrer Robustheit immer beliebter. Anfang 1800 wurde sie deswegen aus Schaf-, Bock-, Gams-, Sau- oder Hirschleder gefertigt, je nach finanziellem Mittel.
Als der Tourismus im Allgäu immer mehr zunahm und neue Einflüsse in die Gegend kamen, verschwand die Tracht fast komplett, da man sich den modischen Gästen anpassen wollte.
Als Prinzregent Luitpold jedoch häufiger in Oberstdorf und Hindelang zu Gast war und die kurze Lederhose für sein Gefolge im Oberallgäu einführte, wurde die Tracht gefördert, auch um der Bevölkerung ein bayerisches Nationalgefühl zu vermitteln.
Lange wurde behauptet, die städtisch-höfische Tracht wäre die „echte“ Allgäuer Tracht, jedoch existierten für mehr als 150 Jahre sowohl die schwäbische als auch die Gebirgstracht parallel zueinander. Die eine als Arbeits- und Bauerntracht und die andere als Sonntagsgewand und für die „bessere“ Gesellschaft.
Zwei typische Merkmale der Allgäuer Tracht sind die Haferlschuhe und die Edelweiß-Hosenträger.
Wie bei vielen Erfindungen kann der Ursprung der Schuhe nicht mehr ganz genau nachempfunden werden.
Nach Überlieferungen geht er aber zurück auf den Leibjäger des Prinzregenten Luitpold von Bayern und einem Oberstdorfer Hofschuhmacher.
1803 hatten beide die Idee einen Jägerschuh zu entwickeln, mit dem man im steinigen Gebirge genauso gut zurechtkommt, wie eine Gams.
Der Sohlenrand sollte hart sein, um die Griffigkeit zu gewährleisten. Der Innenteil hingegen war weich, um sich dem Untergrund anzupassen.
Später wurde der Schuh aufgrund der Zweckmäßigkeit und der schlichten Eleganz von Touristen sehr geschätzt.
Die handbestickten Edelweiß-Hosenträger bestanden ursprünglich aus den 2- bis 3-fach eingenähten Enden von Stoffballen und hatten eine gute Haltbarkeit.
Nach und nach kamen dann die Stickereien hinzu. Zuerst wurde nur der Steg bestickt, inzwischen werden aber auch die Vorder- und Rückseiten der Träger bestickt.
Üblicherweise zieren die Hosenträger 15 Edelweiß, welche mit Sockenwolle oder Garn gestickt werden.
Ebenso wie die Stickereien ist auch der gezackte Rand der Hosenträger traditionelle Handarbeit.
Warum es gerade Edelweiße sind, ist nicht bekannt. Vermutlich geht das auf die Armut in der Region zurück, da Naturweiße Wolle fast überall vorhanden war.